Das Steinbeil von Breitenworbis

ein vorgeschichtlicher Fund von U.Eichner, Text und Fotos U.Eichner, 1997
Wie geschichtsträchtig unsere Heimat ist und wie lange schon menschliches Dasein nachgewiesen werden kann, zeigen immer wieder seltene Bodenfunde aus längst vergangenen Zeitepochen.
Bei Schachtungsarbeiten in der Ortslage von Breitenworbis wurde ein tiefschwarzes Steinwerkzeug (siehe Fotos) gefunden, welches sich als ein Steinbeil, ein sogenanntes Spitznackenbeil, aus der Zeitepoche der Glocken- bzw. Trichterbecherzeit einordnen läßt. Diese Zeit ist die letzte Epoche der Steinzeit vor dem Beginn der Bronzezeit und inzwischen sind 5000 Jahre vergangen.
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Die Maße dieses Steinbeiles sind 10,6 cm lang, 2,6 cm dick, die Schneide ist 4,7cm breit.
Das Stück hat ein Gewicht von 200g.
Es war in der damaligen Zeit ein universell einsetzbares Werkzeug für den Holzhüttenbau und von sehr hohem Wert. Die Schneide ist messerscharf. Die Spitze zeigt Abnutzungserscheinungen, die das Werkzeug als Spitzhacke ausweisen. Das Material ist sehr hart und vulkanischen Ursprungs.
Ähnliche Fundstücke stammen aus dem Gebiet des Coburger Landes, bei Röhmhild, Seulingen und Werkshausen. Verfolgt man den Wanderzug der damaligen Glockenbecherleute, so führte ihr Weg über Höhenzüge von Nordafrika aus über die Pyrenäenhalbinsel zu den Alpen und von dort aus in unser Gebiet.
Rätsel gibt die Fundstelle auf. Sie befindet sich nicht auf einem Höhenzug, sondern in einer tiefergelegenen Ortslage. Es handelt sich um aufgeschüttetes Erdreich über ein damaliges Sumpfgebiet in dessen Nähe der Rhin als damals offenfließender Bach die Ortslage durchquerte. Sei es, daß der Bauschutt von der Wallburg auf dem hochgelegenen Klei bei Breitenworbis stammt oder von Bränden jüngerer Zeit. Letzteres ist wahrscheinlicher, denn laut Überlieferung wurden in der heidnischen Zeit solcher Werkzeuge, auch Donnerkeile genannt, von Generation zu Generation weitergegeben und oftmals unter Futterkrippen oder über Türbalken als Schutz vor Tierseuchen eingemauert.
Es kann vermutet werden, daß die Glockenbecherleute bis in unsere Vorgebirgslagen hinein siedelten und seßhaft waren.
 
  Ein zu Tage gefördertes Steinbeil gibt Rätsel auf
Thüringer Allgemeine, 13.Februar 1997